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Die Stellung der Frau im vorislamischen Arabien
#1
Bankasius schrieb:… wie es kommen kann, dass eine Wittwe in prä-islamischer Zeit ein Handelsimperium leiten kann, und sich solche Beispiele zumindest in frühislamischer Zeit nicht finden lassen
.

Die Quellen zur frühislamischen Zeit sind (im Gegensatz zur vorislamischen Zeit) insgesamt dürftig.

Woher weißt Du, dass sie ein "Handelsimperium" leitete?

Die Quelle, die dazu zur Verfügung steht, ist Ibn Ishaq, er schreibt:

Zitat:Im Alter von fünfundzwanzig Jahren heiratete der Prophet
Chadidscha, die Tochter des Chuwailid ibn Asad ibn Abdal'uzza.
Sie war eine Geschäftsfrau von Adel und Reichtum und dingte
Männer, die für eine gewisse Profitbeteiligung mit ihren Waren
Handel trieben.

Die Berichte des Ibn Ishaq sind geglättet, zum Teil übertrieben, zum Teil verklärt.

Im vorislamischen Arabien gab es neben der Kauf- oder Raubehe noch eine weitere legale Möglichkeit des Zusammenlebens von Mann und Frau, die uxorilokale Ehe, die man auch als gekauften Geschlechtsverkehr bezeichnen kann.

Bei diesem Ehetypus konnten sich starke Frauenpersönlichkeiten ihre Geschlechtspartner selbst aussuchen. Der Preis wurde durch sie selbst oder durch ihre Familie ausgehandelt, die ausgehandelten Geld- und Sachwerte gingen in das Eigentum der Frau über. Solche Frauen (bzw. deren Familie) behielten die Verfügungsgewalt über sich und die aus der Verbindung entstehenden Kinder.

Chadidscha dürfte eine solch starke Frauenpersönlichkeit gewesen sein. Sie hatte vor der Ehe mit Mohammed schon mehrere (offenbar uxorilokale) Ehen hinter sich gehabt und war aus diesen Verhältnissen wohlhabend geworden.

In der Beziehung mit Mohammed - auch eine uxorilokale Verbindung - hat sie daher über die Dauer der Ehe immer die überlegene Position behalten.

Solche Beziehungen waren allerdings Ausnahmen. Bei Kauf- oder Raubehen gingen die Frauen in den Besitz der Männer ein.
MfG B.
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#2
(04-11-2013, 23:50)Bion schrieb: Im vorislamischen Arabien gab es neben der Kauf- oder Raubehe noch eine weitere legale Möglichkeit des Zusammenlebens von Mann und Frau, die uxorilokale Ehe, die man auch als gekauften Geschlechtsverkehr bezeichnen kann.
Ist zumindest im Iran/Schiiten eine heute noch gebräuchliche Methode
der Zeitehe, um sich nicht gleich gnadenlos zu verschulden.
oder gleich unerfahren festzulegen
Bringt auch mehr Abwechslung, geht auch stundenweise, modern islamisch eben.
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#3
@ Bion,

Frauen, deren Männer im Krieg gegen die Muslime fielen oder einem islamischen Genozid zum Opfer fielen, gingen auch unter der Ägide Mohammeds in den legalen Besitz der Sieger über. Und das, was Ibn Ishaq zu Chadidscha schrieb, scheint mir eher meine These zu bestätigen, denn ihr zu widersprechen. Die Frage nach Quellen, die Frauen mit ähnlicher Verfügungsgewalt über Vermögen auf der arabischen Halbinsel in islamischer Zeit darstellen, bleibt unbeantwortet.
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#4
Nein!

Frauen konnten in der arabischen Gesellschaft vorislamischer Zeit nur in der geschilderten Art und Weise zu Vermögen gelangen.

Und für die frühislamische Gesellschaft gibt es für einen Zeitraum von etwa 130 Jahren keine bzw. kaum Belege. Es gibt also nichts, was durch zeitnahe Dokumente belegt sein könnte.

Ibn Ishaqs Mohammed-Vita wurde erst Mitte d. 8. Jh geschrieben und hat, was die Verhältnisse Mohammeds anbelangt, nur beschränkten Belegwert. Sie sind überhöht und geschönt beschrieben. Insbesondere die offensichtlich überlegene Stellung Chadidschas in der Beziehung zu Mohammed war der islamischen Geschichtsschreibung peinlich und daher keine Zeile wert. Ich hatte das schon angemerkt.

40 soll Chadidscha nach Ibn Ishaq gewesen sein, als sie Mohammed heiratete, 40 war Mohammed als ihm die erste Offenbarung zuteil wurde. 40 ist eine Zahl mit Symbolwert, sie ist die Zahl der (göttlichen) Vollkommenheit.

Zum Alter von Chadidscha zum Zeitpunkt der Eheschließung gibt es beispielsweise zwei Quellen mit plausibleren Altersangaben. In einer Quelle ist das Alter Chadidschas mit 28, in einer weitern mit 31 angegeben.
MfG B.
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